Menschen sind Nasenatmer. Die Nase hat die Aufgabe, die Luft zu reinigen und anzuwärmen. Diese Funktionen entfallen bei Mundatmern. Kinder, die überwiegend durch den Mund atmen sind anfälliger für Infekte und haben ein erhöhtes Kariesrisiko.
Warum das so ist, besprechen wir in diesem Blogbeitrag.
Welche Ursachen hat die Mundatmung und wie kann man sie vorbeugen?
Neugeborene können fast ausnahmslos durch die Nase atmen. Das merkt man daran, dass sie z.B. beim Stillen trotz geschlossenem Mund weiteratmen.
Es gibt einige anatomische Faktoren, die die Ausbildung einer Mundatmung begüstigen können, zum Beispiel eine vergrößerte Rachenmandel oder einen stark zurückliegenden Unterkiefer. Neben den anatomischen Gründen sind vor allem erworbene oromyofunktionelle Dysfunktionen ursächlich.
Es hängt also stark davon ab, wie das Baby das atmen lernt.
Häufiges Saugen an Schnullern (vor allem Kirschkernschnullern mit größerem Schaft) oder an Babyflaschen begünstigt eine offene Mundhaltung. Diese wiederum fördert das Atmen durch den Mund. Stillen hingegen trainiert die periorale Muskulatur eher zum Mundschluss und ist aus funktioneller Sicht günstiger.
Was kann ich tun, wenn mein Kind durch den Mund atmet?
Besprich diese Beobachtung unbedingt mit deinem Kinderarzt. Diese können oft einschätzen, ob bereits Handlungsbedarf besteht oder noch abgewartet werden kann. Wichtige Kriterien dabei sind, ob dein Kind sehr infektanfällig ist und häufig Mittelohrentzündung hat oder das Sprechen bzw. Hören eingeschränkt sind. Auch dauerhafter Speichelfluss oder Schleckekzeme um den Mund können Anzeichen sein, dass dein Kind den Mund beim atmen nicht richtig schließt.
Besteht Handlungsbedarf, solltest du mit deinem Kind zu einem HNO Arzt gehen um eine anatomische Ursache, wie eine vergrößerte Rachenmandel, auszuschließen.
Ist das Problem eher funktionell als anatomisch, können Logopäden weiterhelfen.
Warum haben Mundatmer ein erhöhtes Kariesrisiko?
Das häufige Atmen durch den Mund führt zu verminderter Speichelproduktion, vor allem nachts, wenn der Mund über einen längeren Zeitraum offen steht und keine Flüssigkeit aufgenommen wird.
Speichel hat eine wichtige Schutzfunktion für die Zähne, indem es die Remineralisation des Zahnes nach einem Säureangriff unterstützt. Bei häufiger Mundatmung sinkt der pH-Wert des Mundes unter den Grenzwert von 5,5, ab dem die Demieralisation des Zahnes überwiegt. In diesem Artikel erfährst du, wie Kariesbakterien durch Säureangriffe die Zähne zerstören.
Wenn Kinder also trotz gesunder Ernährung und guter Mundhygiene Karies entwickeln, ist es wichtig, die Mundatmung als Risikofaktor abzuklären. Deshalb sollten Kinder, die viel durch den Mund atmen, besonders regelmäßig zum Kontrolle beim Kinderzahnarzt gehen.
Wenn Mundatmer zum Zahnarzt gehen
Kindern mit Mundatmung haben es oft schwerer beim Zahnarzt als andere.
Wenn sie es nicht gewohnt sind, durch die Nase zu atmen, kann sogar eine rein prophylaktische Maßnahme wie die Fissurenversiegelung zu einer Herausforderung werden. Daher ist es wichtig, sie von klein auf an die Situation zu gewöhnen und mit einfachen Maßnahmen zu beginnen. Eine kurze Zahnpolitur, ohne Wasserkühlung, ist oft ein guter Anfang.
Leider wirkt auch das beliebte Lachgas, das Kinder bei der Behandlung beruhigt, nur möglich, wenn es durch durch die Nase eingeatmet wird.
Kindern mit Mundatmung hilft Ablenkung in jeder Form, z.B. durch Geschichten erzählen, Lieder vorsingen oder, falls vorhanden, den Fernseher anmachen. Außerdem können sie während der Behandlung durch sanftes antippen der Nase daran erinnert werden, durch die Nase zu atmen. Manchen Kindern hilft ein sogenannter "Kofferdam". Dieses Gummituch wird über die Zähne gezogen und schirmt die Mundhöhle dadurch von dem verwendeten Wasser und anderen Reizen ab. Das Kind kann dabei unter dem Tuch weiter durch den Mund atmen.
Fazit:
Mundatmung ist nicht physiologisch. Es ist wichtig, die Wahrnehmung dafür zu schulen und dein Kind aufmerksam zu beobachten. Hat es häufiger Infekte, spricht es verzögert oder ist es konstant am "sabbern", können Kinderärzte, Kinderzahnärzte, HNO Ärzte und Logopäden weiterhelfen.
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