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Megan Wester

Erhöht Stillen das Kariesrisiko?

Eine der Fragen, die sehr viele Eltern beunruhigt und häufig zu kontroversen Debatten zwischen Hebammen, Zahnärzten, Pädiatern und Eltern führt, ist, ob Stillen Karies auslösen kann. Wir besprechen in diesem Artikel, welche Vorteile Stillen bietet, ob Muttermilch Karies auslösen kann, ob das Kariesrisiko bei Langzeitstillen erhöht ist, wie eine Karies entstehen kann und wie man sie frühzeitig erkennt.


Vorteile des Stillens


Stillen ist nicht nur die beste Art, seinen Säugling zu ernähren. Aktuelle Studien zeigen, dass Stillen in den ersten zwölf Monaten sogar einen Schutzeffekt gegen Karies bietet.

Dies liegt einerseits an der Trinktechnik beim Stillen. Die Brustwarze ragt weit in den Mund des Babys und wird mit der Zunge ausgestrichen, statt ausgesaugt, die Muttermilch kommt mit den eventuell schon vorhandenen Zähnen also kaum in Kontakt, sondern wird direkt geschluckt.


Stillen ist zudem nicht nur aus ernährungstechnischer Sicht ideal für Babys: Der ganze Stillprozess födert die Muskulatur rund um den Mund. Stillen ist daher aus funktioneller Sicht eine wichtige Prophylaxe gegen offene Mundhaltung und Mundatmung und fördert die Sprachentwicklung.


Kann Muttermilch Karies auslösen?


Muttermilch enthält in etwa so viel Milchzucker (Laktose) wie Ersatznahrung, durchschnittlich 7 Gramm Laktose pro 100 Gramm Milch.

Laktose ist ein Zweifachzucker (Disccharid) und zählt damit zu den niedermolekularen Kohlenhydraten, die von Kariesbakterien gerne verstoffwechselt werden.

Andererseits hat Muttermilch im Gegensatz zu Ersatznahrung viele körpereigene, schützende Komponenten wie Immunglobuline (Abwehrstoffe) und Lactoferrin (ein eisenbindendes Enzym das Kariesbakterien hemmen kann). Außerdem fördern die Mineralien der Muttermilch die Remineralisation des Zahns nach einem ph-Wert Abfall durch Säureproduktion.


Ist das Kariesrisiko bei längerem Stillen erhöht?


Gerade zu diesem Punkt gibt es derzeit eine kontroverse Studienlage.

Manche Studien beschreiben ein erhöhtes Risiko für Stillen über den zwölften Lebensmonat hinaus. Nach einer Zusammenfassung im Auftrag der WHO tritt dies vor allem nach den ersten zwei Lebensjahren auf.


Das Risiko einer Stillkaries unter 24 Monaten ist laut aktueller Studienlage bei guter häuslicher Mundhygiene und physiologischem Saugmuster nicht belegbar.

Da das Risiko, eine Karies zu entwickeln von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, gilt der Zusammenhang des Langzeitstillens auf die Zähne derzeit als ungeklärt und wird es wohl bleiben.


Wie kann eine Stillkaries entstehen?


Wie auch bei der Nuckelflaschenkaries hängt das Entstehen von Löchern überwiegend mit der Dauer der Exposition zusammen. Je häufiger und kürzer das Trinken - ob an der Flasche oder an der Brust - desto wahrscheinlicher ist es, dass sich der Zahn dazwischen nicht mehr von dem Angriff durch entstehende Säuren erholen kann.


Durch die oben genannte Trinktechnik beim Stillen kommen die Zähne zwar weniger in Kontakt mit der Milch als beim Saugen an der Flasche. Anders verhält es sich jedoch, wenn Kinder sehr häufig nur zur Beruhigung an der Brust nuckeln und die Milch teilweise im Mund behalten. In diesem Fall hat der Speichel weniger Zeit den Zahn zu remineralisieren, da die Milch die Zähne im Mund länger umspülen kann.

Wenn ein Kind nachts also ein bis zweimal trinkt und danach einige Stunden satt ist, ist das Risiko niedriger, als wenn es immer wieder mal einen Schluck trinkt.


Woran erkennt man eine beginnende Karies?


Als Zahnärzte sehen wir in der Praxis ein breites Spektrum:

Neben Kindern, die lange gestillt werden und keinerlei Kariesläsionen aufweisen, sehen wir manchmal aktive Milchzahnkaries, bei der sich aus den Angaben der Eltern nur häufiges nächtliches Stillen als ursächlicher Risikofaktor ausmachen lässt.


Eine beginnende Milchzahnkaries ist oft nicht leicht erkennbar, da sie als feine weiße Linien am Zahnfleischrand beginnt, meist auf der Innenseite der Zähne am Gaumen. Dies sind durch Säure bedingte beginnende Entkalkungen des Zahnschmelzes und können sich im späteren Verlauf bräunlich verfärben.

Solche sogenanntes Initialläsionen sollte immer zahnärztlich abgeklärt werden.







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